Die Nummer eins der Welt sind wir

Am Tag vor dem Finale fuhren wir mit dem CTM Bus nach Marrakesch. Von der Busstation nahmen wir 2 Taxen zu unserer Unterkunft dem Riad Larouss in der Medina von Marrakesch. In Marrakesch wohnten wir direkt in der Altstadt in einem Stadtpalast mit Innenpool und schöner Dachterasse. Insgesamt ist dieses Gewusel in den Gassen aber eine ganz andere Welt als in Europa. Stefan und ich waren im Nebenhaus untergebracht. Stefan hatte ein bisschen Angst nachts durch die Gänge zu unserem Zimmer zu gehen. Am Freitagabend gingen wir zu Fuß zu Djemaa el Fna, dem zentralen Marktplatz in Marrakesch. Auf diesem Platz wurden früher aufgespießten Köpfe der Hingerichteten ausgestellt. Heute werden dort abends Garküchen aufgebaut. Wir wurden abends jedenfalls immer von drei Leuten gleichzeitig angesprochen bei Ihnen etwas zu essen. Stefan und ich wagten es jedenfalls dort was zu essen. Für einen günstigen Preis bekam ich eine Tajine und Stefan ein paar Fleischspieße. Die anderen zogen es vor bei Kentucky Fried Chicken zu essen. Den Abend verbrachten wir in einer netten Bar auf einer Dachterrasse. Dort gab es das marokkanische Bier Flag spezial in einer 0,24 l Flasche für 25 Dirham. Gegen 0:00 Uhr gingen wir zu Fuß zurück zum Riad. Auf einmal überholte uns ein Moped mit einem Bayernfan hinten drauf. Ich erkannte, dass es Reto war und grüßte. Am nächsten Morgen beim Frühstück erfuhr ich von Lorenz und David, die in Agadir und Marrakesch die gleichen Unterkünfte wie wir gebucht hatten, dass Reto auch am Vorabend angereist war. Wie er uns später erzählte, war am Abend sein Zimmer schon vergeben. Deswegen nahm ihn der Herr von der Rezeption auf dem Moped mit um ihn woanders unterzubringen. In Marokko läuft halt nicht alles normal. Lorenz, David und ich gingen nach dem Frühstück noch mal zur Djemaa el fna. Auf dem Weg dorthin konnten wir schon erkennen, dass zu dem normalen Chaos mit dem Finaleinzug von Raja Ausnahmezustand ausgerufen war. Wir wurden alle paar Meter wegen Fotos angelabert. Auf der Djemaa el fna waren tagsüber die Gaukler, Akrobaten und Schlangenbeschwörer unterwegs. Wir setzen uns in ein Cafe und sahen uns das Schauspiel aus der Ferne an. Frank und Reto kamen auch noch dazu. Auch Edmund Stoiber und Paul Breitner taten sich den Aufenthalt auf dem großen Platz an. Wir machten noch mal einen Spaziergang durch die riesigen Souks von Marrakesch. In den kleinen Gassen konnte man alles mögliche kaufen und man hatte den Eindruck, dass die Hälfte der 1 Million Einwohner Marrakeschs hier mit Moped, Fahrrad, Eselkarren oder zu Fuß hier unterwegs war. Am Nachmittag gingen wir in ein marokkanisches Restaurant auf einer schönen Dachterrasse. Es ist oben im Restaurant ruhig und unten in den Gassen herrscht Trubel. Da David schon das Spiel um Platz 3 sehen wollte, nahmen wir ein Taxi Richtung Stadion. Das Spiel um Platz drei bestritten Guangzhou und Atletico Mineiro. Da das Turnier außerhalb Europas einen hohen Stellenwert genießt waren 10-15.000 Brasilianer nach Marokko gereist um ihr Team zu unterstützen. Viele von ihnen hatten eine komplizierte Anreise auf sich genommen. Einige der Brasilianer hatten sogar ihre Autos verkauft um dabei sein zu können. Sie wurden von ihrem Team aber sehr enttäuscht. Sie verloren bereits das erste Spiel gegen Raja Casablanca mit 1:3. Im Spiel um Platz drei wurden die Chinesen kurz vor Schluß mit 3:2 besiegt, obwohl der ehemalige Superstar Ronaldinho auf Seiten von Mineiro die Rote Karte gesehen hatte.

Im Finale standen sich der FC Bayern und Raja Casablanca gegenüber. Normalerweise sollte es eine klare Angelegenheit sein. Die Bayern begannen auch dominierend. Die frühe Führung besorgte Dante nach einem Eckball (7. Minute). Nach 22. Minuten erhöhte Thiago Alcantara mit einem Schuss von der Strafraumgrenze auf 2:0. Hiernach schlich sich der Schlendrian ins Bayernspiel ein und so kamen auch die schwachen Afrikaner zu Chancen. Die erste Einladung zum Tore schiessen kam von Manuel Neuer. Doch der Raja Spieler schoss neben das leere Tor. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel der Bayern noch schlechter. Die Chance zum 3:0 vergab Shaquiri als er nur die Querlatte traf. In den letzten Minuten hatte Raja noch mal 2 Riesenchancen aufgrund von Konzentrationsschwächen der Bayern. Insgesamt reichte eine äußerst schlechte Leistung zum 2:0 Sieg. Der FC Bayern kann sich jetzt auch offiziell beste Vereinsmannschaft der Welt nennen. Bei diesem Turnier war die Konkurrenz allerdings so schlecht, dass wir auch mit der Regionalligamannschaft Weltpokalsieger geworden wären. Nach der Siegerehrung wollten wir mit den Bussen zurück in die Stadt fahren. Jetzt merkte man die schlechte Organisation der Marokkaner. Wir mussten in den Bussen bei laufenden Motor über 2 Stunden warten ehe sich die Busse in Bewegung setzten. Durch die Abgase des Busses wurden wir fast vergast. Man merkte dies deutlich im Hals und an den Augen. Der Abpfiff des Spiel war gegen 21:15 Uhr die Abfahrt der Busse allerdings erst 0:15 Uhr. Am Bahnhof in Marrakesch kamen wir gegen 1:15 Uhr an. Stefan und ich nahmen ein Taxi zu unserem Hotel, da wir am nächsten Morgen bereits um 6:30 Uhr zum Flughafen gefahren wurden. Die anderen gingen noch mal in eine Bar am Bahnhof. Am Sonntagmorgen flogen wir zunächst nach Paris und von dort weiter nach Düsseldorf. Ich war am Sonntagabend gegen 22:00 Uhr zu Hause. Am nächsten Morgen ging es gleich wieder zur Arbeit.

Uli